Zum Gutachten der Stadtwerke Kiel:

Bisher versorgten die deutschen Kohle- und Atomkraftwerke nur selten und wenn, dann nur zu einem geringen Teil ihrer Wärmekapazität, die umliegenden Städte und Gemeinden mit Fernwärme. Das soll sich laut Gutachten der Stadtwerke bei dem 800 MW Kohle-Großkraftwerk nicht ändern, es ist daher für die Fernwärmeversorgung der Stadt Kiel überdimensioniert. Von daher erreicht das 800 MW- Kohlekraftwerk nur einen Gesamtwirkungsgrad von 50%, wie im Gutachten berichtet.

Dies muss sich wegen der existierenden Klimakatastrophe ändern: Kleinere Blockheizkraftwerke oder Gas- und Dampfturbinen von 10 KWel bis zu 100 MWel sollten bis zu 40% der gesamten Stromproduktion in Deutschland übernehmen, weil sie besser in der Lage sind die Fernwärme einer größeren Stadt oder auch von kleineren Orten bei einem Gesamtwirkungsgrad von etwa 80% zu versorgen (30 % Strom + 50% Heizwärme).Außerdem können sie bei erhöhtem Windstromanteil von bis zu 50% an der Stromproduktion von Schleswig Holstein sehr gut die natürlichen Schwankungen des Windangebots bei entsprechender Steuerung ausgleichen. Große Kohle- und Atomkraftwerke würden dann nicht mehr gebraucht.

Obwohl die EU-Kommission im Januar 2008 eine 100% Versteigerung der CO2 – Zertifikate vorgeschlagen hat, reicht das offensichtlich nicht aus, um die großen Stromversorger von ihrer risikovollen und klimafeindlichen Kohle- und Atompolitik abzubringen.

Eine 10% oder auch 100% ige Versteigerung der CO2 – Zertifikate erbringt Geldeinnahmen, die ja in CO2 mindernde Maßnahmen angelegt werden sollen. Dieses Geld würde also in KWK – Technologien und in erneuerbare Energien investiert, die natürlich Strom erzeugen, was wiederum die Nachfrage nach Kohlestrom vermindert !

Zur Genehmigungsfähigkeit des 800 MW Kohlekraftwerks:

Die Emission von bis zu 635 kg Quecksilber/a mit dem Risiko des mittel- bis langfristig vollständigen Eintrags in die Ostsee stellt eine hohe Umwelt- und Gesundheitsgefährdung dar, die gegen die HELKOM– Konvention verstößt. Dieses Kraftwerk ist daher nicht genehmigungsfähig.

Abgesehen davon erbringt der Ausstoß von 450 Tonnen Feinstaub/a, 4500 t/a jeweils Stick –und Schwefeloxid, 1125kg/a Kadmium und Thallium und 11250 kg/a andere giftige Stoffe gesundheitliche Folgeschäden, die nicht in die Wirtschaftlichkeitsrechnung des Stadtwerkegutachtens eingegangen ist.

Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (Berlin, 07.April 2008,

gekürzt):

In der Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) warnt der Bundesgeschäftsführer R.Baake die Bundesregierung davor, eine interessengeleitete Diskussion über Versorgungssicherheit zu Lasten der Klimaschutzpolitik zu führen.

Baake verwies in diesem Zusammenhang auf die vom Umweltbundesamt (UBA) veröffentliche Untersuchung „Atomausstieg und Versorgungssicherheit“. In ihr hatten die UBA-Experten eine Stromlücke ausgeschlossen, sofern die Bundesregierung die von ihr im letzten Jahr festgelegten Klimaziele umsetzt, was bedeutet dass nur noch die zur Zeit im Bau befindlichen Kohlekraftwerke mit insgesamt 6,4 GW Gesamtleistung gebaut werden können, damit die Klimaschutzziele der BR erreicht werden können :

Ziele der Bundesregierung sind:

  1. Bruttostromverbrauch in der BRD bis 2020 um 11% zu senken

  2. Kraftwärmekopplung (u.a. auf Erdgasbasis) auf 25% bis 2020 zu steigern

  3. Ausbau der erneuerbaren Energien auf 30% der Stromversorgung

  4. Die Installation von „intelligenten Messverfahren“u.ä. spart etwa 9% Strom.

a+b+c+d =76% : Es bleibt für neue Kohlekraftwerke nur noch ein Anteil von 25%, was etwa 6,4 GW entspricht. So viel neue Kohlekraftwerksleistung wird schon gebaut und mehr darf dann auch nicht gebaut werden.

Das geplante Kieler Großkraftwerk wird deshalb politisch keine Unterstützung erhalten